Geschichte 3: Zensur dient der Macht- und Gedankenkontrolle
 
Die katholische Kirche und deren Machtverlust durch die Bibelübersetzungen und die Reformation (sie war nicht mehr der einzige Zugang zu „Gottes Wort”), zeigte den Fürsten, wohin es führen kann, wenn Gedanken unkontrolliert und frei reisen konnten. Also bemühten sie sich um Kontrolle der Drucker und der Druckerzeugnisse. Deren Inhalte unterlagen in vielen Ländern und Ländchen der Zensur.
Selbst nach dem zweiten Weltkrieg brauchten die Herausgeber von Zeitungen noch eine Lizenz (Erlaubnis) der Besatzungsmächte, um ihr Blatt drucken und verbreiten zu dürfen. Im vorangehenden Dritten Reich waren nicht nur Medien verboten worden, sondern es wurde sogar einzelnen Autoren das Schreiben verboten und ihre Werke öffentlich verbrannt. Erich Kästner soll sogar inkognito dem Verbrennen seiner Werke zugeschaut haben.
Die nationalsozialistische Führung hatte den Rundfunk als ideales Medium zur Beeinflussung der Massen erkannt und daher Radiogeräte für Alle (Volksempfänger) gefördert. In gewissem Sinne war in Deutschland das Radio „Die Stimme seines Herrn”*, oder der Reichsrundfunk ein Instrument der Macht.
Auch heute noch bemächtigen sich Aufständische oder feindliche Militärs nach Möglichkeit der Fernseh- und Rundfunksender, oder verbieten unerwünschte oppositionelle Medien, wie nach dem seltsamen Putsch (15.7.2016) in der Türkei. Man versucht die Meinungsvielfalt einzuschränken und Andersdenkende einzuschüchtern, oder an der Verbreitung ihrer Ansichten zu hindern.
Eine Sonderform der Einflussnahme auf die Medien ist die Schleichwerbung, also das gezielte Zeigen von Produkten in Filmen oder Fotos, sowie das wohlwollende Erwähnen im Text, um eben für das Produkt zu werben. Teils geschieht das gegen Bezahlung, teils stellen zum Beispiel Autofirmen Fahrzeuge für Filmaufnahmen zur Verfügung, um für ihre Marke, oder für bestimmte neue Fahrzeuge zu werben. In vielen älteren Filmen rauchten die Helden ständig, weil Zigarettenfirmen bei den Dreharbeiten kostenlos Zigaretten verteilten, um für das Rauchen zu werben.
Das kann für öffentlich rechtliche Sender zum Problem werden, denn sie können zwar die eigenen Filmproduktionen durch strenge Regeln dazu anhalten keine Schleichwerbung zu dulden. Wenn sie aber Filme für die Ausstrahlung ankaufen, die andere hergestellt haben, dann fehlt diese Einflussmöglichkeit. Deshalb sind z.B. James-Bond-Filme bei Schleichwerbern so beliebt, weil die von vielen Sendern auf der ganzen Welt ausgestrahlt werden.
Genau so fragwürdig ist, wenn heute bei großen Sportereignissen nicht mehr unabhängige Kamerateams berichten, sondern die Sender das Material komplett vom Veranstalter des Wettkampfes beziehen, denn der zeigt natürlich seinen Wettkampf so, wie es ihm gefällt. Störungen oder Fehler des Veranstalters werden häufig nicht gezeigt.
 
* Die Stimme seines Herrn” war Werbung einer Plattenfirma, die einen Hund vor einem Grammophon zeigte, der offenbar aufmerksam zuhörte. Man wollte damit wohl andeuten, wie gut die Tonqualität der entsprechenden Schallplatten sei, so dass sogar ein Hund mit seinem guten Gehör sein Herrschen zu hören meinte.
 
Das Bild entstand beim Weißenhofturnier in Stuttgart.
Carl-Josef Kutzbach
Montag, 3. Oktober 2016