Was bewirkt ZEIT-(Eigen)-Werbung?
 
Trotz eines Werbeblockers findet man auf der Webseite der ZEIT immer wieder Werbung, sei es für eigene Angebote, wie oben, oder für Andere (siehe unten).
Was bewirkt das beim Leser?
Es handelt sich um eine Irreführung des Lesers, indem ganz im Stil eines Beitrages Werbung gemacht wird, die dann dezent in Hellgrau als solche gekennzeichnet wird. Damit scheint formal alles korrekt und keine verbotene „Schleichwerbung” zu sein.
Aber :
Ein routinierter Leser springt (auch im Internet) von Überschrift zu Überschrift, ob ihn etwas interessiert. Das ist auch der Sinn von Überschriften eine rasche Orientierung zu ermöglichen und das für einen Wichtige vom Belanglosen oder Uninteressanten zu trennen, so dass man nur das lesen muss, was für einen selbst wichtig ist.
Wenn man aber immer, wenn man etwas gefunden hat, was vielleicht interessant wäre, erst einmal schauen muss, ob irgend wo in Hellgrau dezent steht, dass es sich um Werbung handelt und nicht um Journalismus, dann fühlt sich der Leser herein gelegt und nicht ernst genommen. Und zwar doppelt, weil die Beiträge so gestaltet sind, dass der Werbeblocker sie nicht als Werbung erkennen soll. Das heißt, es wird der durch die Benutzung eines Werbeblocker klar zum Ausdruck gebrachte Absicht des Benutzers unterlaufen.
Der Nutzer ist verärgert, weil man so geringschätzig mit ihm umgeht.
Wenn die ZEIT aber so deutlich zeigt, dass sie ihre Nutzer nicht ernst nimmt, muss sie sich nicht wundern, wenn die sie ebenfalls nicht mehr ernst nehmen oder für seriös halten, denn gelingende zwischenmenschliche Beziehungen beruhen darauf, dass man einander auf Augenhöhe begegnet und fair mit einander umgeht.
Gerade beim Journalismus, der einen Dienst am Kunden und an der Demokratie zu leisten hat, geht das Vertrauen rasch verloren, wenn man merkt, dass der Verlag bereit ist alles dem Kommerz unter zu ordnen.
Zweites Beispiel:
Hinter der Überschrift, die mit ihrer Frage Aufmerksamkeit und Interesse wecken soll, folgt ein Teaser (Text, der zum Anklicken reizen soll) mit einer weiteren Frage. Nur wer nachforscht erfährt, dass sich dahinter eine von der Robert-Bosch-Stiftung initiierte Webseite (Deutsches Schulportal) verbirgt und nicht, wie die Aufmachung suggeriert, ein redaktioneller Inhalt.
Solche Irreführung des Nutzers ist weder seriös, noch klug, denn das Vertrauen - auch in Medien - ist rasch verloren, lässt sich aber nur mühsam, indem man sich jahrelang als Vertrauens-würdig erweist, wieder aufbauen.
Wenn der Verlag durch solche Tricks die Seriosität des Journalismus in Frage stellt, muss er sich nicht wundern, wenn irgend wann immer weniger Nutzer die ZEIT ernst nehmen, geschweige denn ihr trauen. Spätestens dann gehen aber auch die Werbeerlöse zurück.
 
Beide Bildschirmfotos wurden am 7.8.2019 gemacht.
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Mittwoch, 7. August 2019