Pfusch 2: Falsche Sicht der Welt
 
Eine Baulicht-Orgie in der StZ-online. Der Informationsgehalt der Bilder geht gegen null, aber beim Nutzer kann das Gefühl entstehen, die Welt bestünde nur noch aus Unfällen und Kriminalität.
Schaut man genauer hin, dann handelt es sich um zwei Unglücksfälle und ein Rechtsverstoß, aber um keine Gewalttat. Also keine der drei Meldungen, die durch das Blaulicht suggerieren, dass etwas Gefährliches geschehen sein, sollte beim Bürger Angst auslösen.
Die Blaulicht-Bilder sind bei den beiden Unfällen sogar eher in die Irre führend, weil bei diesen ein Foto eines Krankenwagens den Kern der Sache besser träfe, auch, wenn die Polizei bei Unglücken häufig auch anwesend sein muss, um zu prüfen, ob jemand an diesem Unglück schuld ist.
Da der Polizeibericht für die meisten Redaktionen „kostenloses” Material ist, wird es (ähnlich den Sportberichten der Vereine) gerne verwendet. Damit die meist kurzen Meldungen, die früher in der Zeitung in einem Einspalter zusammen gefasst wurden, mehr her machen, setzt man Bilder hinzu, die emotionalisieren sollen, damit der Besucher der Webseite die Bilder oder Texte anklickt (was Werbegelder bringen kann) und er oder sie länger auf der Seite verweilt.
Durch die Aufmachung, die in der Größe meist mit wesentlich wichtigeren Themen gleich ist, entsteht der Eindruck, dass viel mehr Unfälle, Unglücke und Verbrechen statt fänden, als es der Fall ist. Das löst bei Benutzern, die sich darüber keine Gedanken machen und das Spiel nicht durchschauen, den Eindruck aus, die Welt werde täglich gefährlicher, die Menschen immer krimineller und man könne sich schon fast nicht mehr aus dem Haus trauen, schon gar nicht nachts.
Durch die Gleichmacherei von wichtigen und weniger wichtigen Themen durch das Format, oder das Raster des Layouts, wird dem Mediennutzer die Orientierung und Einordnung erschwert, wenn er nicht sogar in die Irre geführt wird.
Irreführung und Desorientierung sind aber keine Aufgaben des Journalismus. Wenn das aus kommerziellen Gründen (Mehr Klicks ergeben mehr Werbegelder.) geschieht, dann dient das Medium nicht mehr der Gesellschaft, sondern nur noch sich selbst. Damit wird es aber überflüssig, denn die Nutzer brauchen Medien, die soliden Journalismus und eine kenntnisreiche Einordnung des Geschehens bieten.
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Samstag, 15. Juni 2019