Journalismus zugunsten von Firmen
 
Je nach Medium findet man über oder unter Texten solche Symbole, die einem anzeigen, dass man den Beitrag mit einem Klick in die entsprechenden Medien versenden kann.
Das Verblüffende ist, dass viele Medien hier anderen Firmen zuarbeiten und das vermutlich unentgeltlich. Oben sind es:
  1.  Facebook - ein US Unternehmen erzielte im Jahr 2017 einen Umsatz von 41 Mrd. USD. 2,5 Mrd. Nutzer.
  2.  Twitter - ein US Unternehmen mit 330 Millionen Nutzern und 732 Mio. USD Einnahmen im Jahr 2017
  3.  WhatsApp - ein US Unternehmen seit 2014 Teil von Facebook
  4.  Flipboard - ein US Unternehmen
  5.  Pocket - ein US Unternehmen (Mozilla)
  6.  E-mail - verschiedene Anbieter verschiedener Länder
Die ersten fünf Anbieter sind US-Firmen, die teilweise den Markt dominieren, so dass Medien meinen, man käme nicht um sie herum, wenn man Erfolg haben wolle. Damit trägt man aber auch zu der Markt-beherrschenden Stellung dieser Firmen bei und zu deren Gewinnen. Es heißt allein Facebook gewinne durch Datensammeln je Nutzer Daten im Wert von fünf Euro im Monat.
Die Dienste, die offiziell als „kostenlos” gelten, werden also in Wahrheit von den Nutzern dadurch bezahlt, dass sie - häufig ohne es zu wissen - Daten über sich und ihre Kontaktpersonen an die jeweiligen Dienstanbieter übermitteln. Da es US-Unternehmen sind, gilt nicht unbedingt das strengere deutsche Datenschutzrecht. Facebook war immer wieder in Skandale verwickelt.
Das bedeutet aber auch, dass Medien, die durch Links solche Dienste fördern, sich der Unterstützung solcher fragwürdigen Geschäfte schuldig machen.
Vielleicht würden sie das unterlassen, wenn sie sich das Kleingedruckte der jeweiligen Dienste durchlesen würden, die zum Teil sich Rechte an allen übermittelten Daten sichern. Es könnte also sein, dass ein Text, ein Foto, also alles bei derartigen Diensten durch einen Klick hoch geladen wird, in völlig anderem Zusammenhang erneut genutzt wird, ohne das Autor und Fotograf davon erfahren, geschweige denn dafür entlohnt werden. Da muss man fragen, ob sich Medien, die derartige Links setzen, nicht der Hehlerei oder Urheberrechtsverletzung schuldig machen.
Ob bei der Nutzung der E-mail Rechte in Gefahr sind, dürfte vom jeweiligen E-mail-Anbieter abhängen.
Nur bei der Nutzung des Druckersymbols dürften relativ wenige Daten abfließen, auch, wenn das Medium vermutlich speichert, wie oft Beiträge ausgedruckt werden, weil das eben auch etwas über den Wert des Angebotenen aussagt.
Das Druckersymbol ist übrigens das einzige, dass dazu führt, dass die digitalen Daten in analoge Daten umgewandelt werden.
P.S. Das Ganze ist auch ein hübsches Beispiel dafür, dass die Digitalisierung die Welt nicht einfacher macht, sondern unübersichtlicher, weil sie eine Menge Möglichkeiten anbietet, die es früher nicht gab und die niemand brauchte.
 
Carl-Josef Kutzbach
Montag, 6. April 2020