Pfusch 5: Schleichwerbung in StZ
 
Das eine Lokalzeitung auf zukünftige Veranstaltungen hin weist, wenn davon auszugehen ist, dass sie einen großen Teil der Leser interessiert, ist selbstverständlich.
Und es sei jedem Journalisten gegönnt, wenn er oder sie vorab zu einer Veranstaltung eingeladen wird, bei der er oder sie schon mal schnuppern kann, was da angeboten werden wird. Ganz korrekt wäre allerdings, wenn das auf Kosten der Redaktion ginge und nicht auf Kosten des Veranstalters.
Aber Redaktionen ist es natürlich lieber, weil billiger, wenn freie Journalisten sich für ein Thema interessieren und es dann auf eigene Kosten recherchieren.
In diesem Fall geht es aber um etwas Anderes: Während beim obigen Bild ein Fotograf genannt wird, sind alle anderen 27 Bilder Werbematerial des Cirque du Soleil, wohl vom selben Fotografen:
 
Und unter allen steht als Fotoquelle kein Fotograf, aber der Zusatz mit den Veranstaltungsterminen in Stuttgart. Es sind sehr schöne Bilder, weil sie ja auch für die Veranstaltung werben, also den Lesern den Mund wässerig machen sollen. Das hat aber nichts mehr mit Journalismus oder gar Kulturkritik zu tun, sondern ist schlicht Werbung (egal ob bezahlt, oder nicht).
Wenn man sich erinnert, wie Zeitungen über die öffentlich rechtlichen Sender herfielen, wenn dort Schleichwerbung auftauchte, dann wundert man sich, dass man jetzt selbst ungeniert Schleichwerbung macht.
Aber die Landesregierung von Baden-Württemberg hat einst über das Landesmedienzentrum einen Kongress gefördert, der sich mit „Product Placement” (so nennt man das in der Werbesprache) befasste. Damals kam sogar MP Oettinger mit einem Grußwort. Vielleicht hat man sich bei den Stuttgarter Blättern gedacht, wenn eine Anstalt des öffentlichen Rechts, die dem Kultusministerium untersteht, für verkappte Werbung eintritt, dass man diese dann auch betreiben könne. Dabei steht auf der Seite des lmz:
Anders als bei Product Placement werden bei Schleichwerbung Produkte platziert, ohne dass darauf hingewiesen wird. Schleichwerbung ist verboten, da sie nicht eindeutig als Werbung gekennzeichnet und nicht klar von redaktionellen Inhalten getrennt ist.
 
Nachsatz: Es geht hier überhaupt nicht um den Circe du Soleil, sondern nur um dessen Präsentation im redaktionellen Teil der StZ. Die wollte vermutlich so viele schöne, kostenlose Bilder den Lesern nicht vorenthalten…
 
 
Carl-Josef Kutzbach
Dienstag, 29. Oktober 2019